Eröffnung des Info- und Wanderwegs "Garnison"

Am 1. April 2025 wurde der Informations- und Wanderweg „Garnison“ eröffnet und symbolisch durch die ewag kamenz an die Stadt Kamenz übergeben.

Freude über den Abschluss des Wanderwegs „Garnison“ (v.l.n.r.): OB Roland Dantz, Ernst-Ferdinand Egel, Vorstandsvorsitzender Torsten Pfuhl, Landrätin a.D. Petra Kockert und Ministerpräsident a.D. Prof. Georg Milbradt (sowie ein „unbekannter Soldat“)

Wie hatte alles begonnen? Im Rahmen der Ideenfindungskampagne für die Vorbereitung der 800-Jahre-Feierlichkeiten hatte Ernst-Ferdinand Egel als Vorsitzender der Kameradschaft Kamenz des Deutschen Bundeswehrverbandes einen Projektvorschlag eingereicht, der vorsah, eine Erinnerungstafel mit den wichtigsten Daten der Garnisonsstadt Kamenz von 1897 bis 1991 an einem Gebäude des heutigen Verwaltungszentrums anzubringen. Als der Oberbürgermeister Roland Dantz von diesem Vorhaben erfuhr, lud er Ende 2023 spontan den Vorstandsvorsitzenden der ewag kamenz, Torsten Pfuhl, Ernst-Ferdinand Egel und den Vorsitzenden des Autorenkreises „Lausitzer Almanach“, Norbert Schnabel, zu einem Gespräch ins Rathaus ein. Norbert Schnabel ist auch als Stadtführer tätig und hatte von da aus auf die historische Bedeutung der Garnisonsgeschichte verwiesen. Torsten Pfuhl war als Geschäftsführer der KVEG/KEG federführend bei der Konversion des nach 1991 ehemaligen Militärgeländes in eine zivile Nutzung zuständig. Aus diesem Gespräch entwickelte sich dann der Gedanke, die ganze Sache – schon von der Bedeutung für die Stadtgeschichte her – größer anzulegen als „nur“ mit einer Erinnerungstafel. Da der Gedanke der Konversion auch eine stärkere Rolle als zuvor spielen sollte, nahm sich die ewag kamenz dankenswerterweise dieses Anliegens an. Da der Vorstandsvorsitzender auf einen sehr geschichtsinteressierten Mitarbeiter sowie einen agilen Mitarbeiter für Öffentlichkeitsarbeit bauen konnte, war auch die erforderliche Manpower vorhanden, um dieses ambitionierte Projekt zu verwirklichen. Es ist multimedial angelegt: Denn neben dem Informations- und Wanderweg durch das ehemalige Garnisonsgelände anhand von Schildern gibt es eine interessante Broschüre – die im Übrigen auch in der Kamenz-Information erworben werden kann – sowie OR-Codes, die auf den im heutigen Verwaltungsterritorium angebrachten Schildern per Handy ausgelesen werden können und weitere vertiefende Informationen vermitteln.

Vorstandsvorsitzender Torsten Pfuhl würdigt das Projekt und erinnert an die Zeiten der Konversion

Nach knapp 1 ½ Jahre intensiver und zeitaufwendiger Arbeit der Hauptakteure der ewag kamenz – Alexander Käppler und Nico Morawa –, gemeinsam mit vielen Partnern, so u.a. mit dem Stadtarchivar Thomas Binder und Ragnit Michalicka, verantwortlich für die Stadtgeschichtliche Ausstellung, mit Schülerinnen und Schülern der Lessing-Gymnasiums unter Leitung ihres Lehrers Dr. Matthias Rohrbach sowie ehemalige Militärangehörige der NVA, konnte am Dienstag, dem 1. April 2025 der Rundweg durch das damalige Garnisonsgelände mit einer Feierstunde eröffnet werden. Ebenfalls zum Gelingen beigetragen haben die Geschäftsführerin Kathrin Höntsch des Vermessungsbüros Heinze GmbH & Co. KG, hier speziell durch die finanzielle Unterstützung des Drucks der Informationsbroschüre, sowie die Bauaufsichtsamt und das Bauaktenarchiv beim Landratsamt Bautzen. Moderiert wurde die Veranstaltung von Torsten Pfuhl, der resümierend noch einmal die Mühen und Kompliziertheit der Konversion, beginnend 1991 bis 2008, verdeutlichte. Mit entscheidend sei gewesen, dass sich die Stadt dazu bekannt hatte, die Nutzung der vorhandenen Gebäude und Liegenschaften in die öffentliche Infra-Struktur der Stadt einzubinden.

Ideengeber der Projektes Ernst-Ferdinand Egel spricht zu den Anwesenden und macht auf die Bedeutung der Kamenzer Garnison aufmerksam

Als erster in der Feierstunde sprach Ernst-Ferdinand Egel, ehemaliger Armeeangehöriger und langjährig in Kamenz wirkender Offizier im Fliegeringenieurbereich, der den eigentlichen Anstoß zu dem Projekt gegeben hatte. Für ihn sei der jetzt errichtete Informations- und Wanderweg „Garnison“ ein Mittel gegen das Vergessen. Und dies nicht nur in dem Sinne, dass das Entstehen der Kamenzer Garnison für die Stadt ein wirtschaftlicher Vorteil war. „Entscheidend für den Fortbestand der Garnison“, (gemeint ist die Entwicklung nach 1945) so Egel, „ist jedoch, dass deren Soldaten nicht in einen Krieg ziehen mussten.“ Für ihn wuchs im Kalten Krieg die Erkenntnis, dass ein Krieg nicht mehr zu gewinnen sei. Die materiellen und vor allem menschlichen Verluste zweier Weltkriege, auch in Kamenz, hätten deutlich die moralische Fragwürdigkeit von Kriegen aufgezeigt.  Die gelungene Konversion nach 1991 sei ein Beispiel für das gute Zusammenwirken von Stadt, Landkreis und Freistaat und ein Zeichen für ein mutiges und vorausschauenden Handeln gewesen. Insofern, so vielleicht das Fazit der Anwesenden, sei das Gelände der ehemaligen Garnison und des jetzt eingerichteten Garnisonswegs in zweierlei Hinsicht bedeutsam: zum einen als Beispiel von Militär- und Stadtgeschichte unter wechselnden gesellschaftlichen Vorzeichen, zum anderen als Vorbild einer gelungenen Konversion und gerade auch deswegen als wichtige Etappe für die Stadtentwicklung. (Hier finden Sie den vollen Wortlaut der Rede.)

Alexander Käppler – Mitarbeiter der ewag kamenz – (Mitte) erläutert den Werdegang des Projekts

Alexander Käppler skizzierte in seiner kleinen Ansprache noch einmal den Werdegang des Projektes. Er erzählte, wie auch Fördergelder eingesetzt werden konnten, man die Zusammenarbeit mit dem Gymnasium suchte und im Frühjahr 2024 die Materialsammlung beendete, um danach in die Phase der Umsetzung zu gehen. Nun steht der 4,5 Meter lange Weg mit 40 Station, die das spezielle Universum der Kamenzer Garnison verdeutlichen. Es sei gelungen, dass die Broschüre, dank einer ortsansässigen Druckerei, pünktlich zur Eröffnung vorliegt und die Informationen ab sofort über die QR-Codes abgerufen werden können. Ein Clou ist der Startpunkt des Rundweges, der sich in der Nähe des Filialgebäudes der Volksbank Dresden-Bautzen eG befindet, und der durch ein originalgetreues Wachhäuschen, welches zu Kaisers Zeiten in unmittelbarer Nähe stand, markiert wird. Für die Herstellung habe man die Werkstatt des Christlichen Sozialwerkes in Kamenz gewinnen können.

Interessiert lauschen die Anwesenden den Ausführungen und Erinnerungen des Ministerpräsidenten a.D. Prof. Georg Milbradt

Danach ergriff Prof. Georg Milbradt, der von 2002 bis 2008 Ministerpräsident des Freistaates Sachsen war, das Wort. Er erinnerte daran, dass die Konversion in Kamenz ein direkter Ausfluss des Zwei-plus-Vier-Vertrages war, der die Personalstärke der deutschen Streitkräfte auf 370.000 Personen (zu dieser Zeit Bundeswehr ca. 400.000 und NVA ca. 100.000 Personen) festlegte, was in Folge zu einer Reduzierung der Militärstandorte führen musste. Insofern sei unter seiner Federführung die Entscheidung getroffen worden, das Landesamt für Statistik sowie andere Ämter und Behörden als Pilotprojekt für Dezentralisierung eben nicht in eine der größeren Städten des Freistaates installiert wurden, sondern in der Fläche, in Kamenz. Dies sei eine gute Entscheidung für den Freistaat und für die Stadt Kamenz gewesen.

Oberbürgermeister Roland Dantz ging in seinem Redebeitrag auf die Entwicklung der Stadt als Garnisons- und Verwaltungsstandort und hob aber auch die wirtschaftliche Weiterentwicklung hervor.

Dies bestätigte Oberbürgermeister Roland Dantz insofern, dass heute der Verwaltungsstandort in Kamenz eine Selbstverständlichkeit sei, was auch eine Folge der Funktional- und Verwaltungsreform von 2008 sei, in dessen Folge Kamenz den Kreissitz verlor, aber einen großen Verwaltungssitz „gewann“ bzw. behielt. Für ihn habe die militärische Präsenz in Kamenz, besonders in den kriegsfreien Jahren (den Jugoslawien-Konflikt einmal außen vorgelassen) in Europa ab 1945 bis Ende der 80-er Jahre, besonders durch die Offiziershochschule, dazu beigetragen, dass sich ein intellektuelles Kraftzentrum in Form des Hochschulstandortes entwickelte. Im Weiteren pflichtete er der von ihm als bedeutsam und wichtigen Rede von Ernst-Ferdinand Egel bei, dass der Garnisonsrundweg „ein Mittel gegen das Vergessen“ sei, da die jüngere Generation nur sehr wenig über diesen jüngeren Abschnitt in der 800-jährigen Geschichte von Kamenz weiß. Für ihn sei dieses realisierte Vorhaben auch ein Zeichen, sich unbefangener der Geschichte zu nähern und er zollte Prof. Milbradt Respekt, dass er 2008 – zur Abschlussveranstaltung anlässlich der Beendigung der Konversionsmaßnahme – die ehemaligen NVA-Offiziere mit ihren Dienstgraden ansprach. Heute baue die Stadt Kamenz nicht nur auf die Vorteile des Verwaltungssitzes, sondern auch und in viel stärker auf die wirtschaftliche Entwicklung, die Kamenz in den letzten zwei Jahrzehnten genommen habe. Am Ende seiner kurzen Rede überreichte er als Dank und Anerkennung Ernst-Ferdinand-Egel und dem Ministerpräsidenten a.D. die Sonderausgabe „800 Jahre Kamenz/Kamjenc 1225-2025 – Geschichte und Geschichten“ des Autorenkreises „Lausitzer Almanach“.

Am Ausgangspunkt des Rundwegs „Garnison“ am Wachhäuschen (Foto: Nico Morawa/ewag kamenz)

Zum Abschluss der Veranstaltung lud Vorstandsvorsitzender ewag kamenz zu einer ersten Begehung des Rundganges ein, um schon an diesem Tag den Gästen einen Teil dieses Vorhaben näher zu bringen. Die Führung erfolgte die Macher des Projektes – Alexander Käppler und Nico Morawa.

Weitere Informationen von der ewag kamenz: hier.

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