Richtfest am neuen Gymnasialstandort

Es geht voran

Am 21. Juli war es soweit, dass Richtfest am Gebäudekomplex an der Henselstraße wurde gefeiert. Dazu hatten sich neben den Bauleuten, deren eigentliches Fest es eigentlich ist, zahlreiche Gäste eingefunden. Und wie bei einem Richtfest üblich, ehe beim geselligen Teil etwas Gutes gegessen und auch ein Glas Bier getrunken wird, werden Reden gehalten mit Rück- und Ausblicken.

Landrat Harig: Kamenz wird mit dem Schulbau als Mittelzentrum gestärkt

Als Vertreter des Bauherren und Schulträgers ergriff Landrat Michael Harig das Wort. Neben dem Dank an alle Beteiligten, welches natürlich selbstverständlicher Bestandteil aller nachfolgenden Reden war, verwies er noch einmal auf die nicht leichten Diskussionen in der Stadt und im Landkreis zu diesem Vorhaben. Aber jetzt werde mit diesem städtebaulichen Vorhaben die Funktion von Kamenz als Mittelzentrum gestärkt und verstetigt. Selbstkritisch ging er auf das Problem der gestiegenen Schülerzahlen ein. Hier habe man zu lange an einer Prognose gehangen, die der Realität nicht mehr gerecht wurde. Hinzu käme der Umstand, dass jetzt mehr als 50 Prozent der Eltern möchten, dass ihre Kinder ein Gymnasium besuchen. Doch genauso wie man es vorher gemeinsam geschafft habe, dieses Vorhaben an diesem Standort überhaupt voranzubringen, werde man nun unterschiedliche Varianten prüfen und unter Beachtung wirtschaftlicher Erwägungen eine Lösung und Antwort auf die erhöhten Schülerzahlen bringen.

Auch die Jugend kam zu Wort: In einem kurzen Statement machte der Schülersprecher des Lessing-Gymnasium, Jonas Klawitter, darauf aufmerksam, dass man stolz sei in reichlich 1 1/2 Jahren hier in diesem Schulcampus lernen und leben zu dürfen. Man freue sich auf die neuen, modernen Unterrichtsbedingungen und sei auch bereit, den anstehenden Umzug mit zu meistern.

Oberbürgermeister Dantz verlangt mehr Mut für anstehende Entscheidungen

Einen Blick weiter zurück warf Oberbürgermeister Roland Dantz. Er dankte den Erbauern und Verantwortlichen des historischen Schulgebäudes von 1909/10 für ihre Weitsicht, die im Übrigen von vorherein einen Anbau vorgesehen hatte. Es war damals schon ein Blick in die Zukunft, der in gewissem Sinne mit dem gegenwärtigem Erweiterungsneubau seine Erfüllung findet. Bei der Entscheidung für die Größe des Erweiterungsbaus hätte man sich nicht an veraltete Prognosen klammern dürfen, sondern als Landkreis mehr Mut beweisen müssen. Denn wo sollen beispielsweise die Kinder der Belegschaft für das geplante Großforschungsprojekt eingeschult werden? Außerdem: Was wäre gewesen, wenn man den Neubau wirklich nur – wie in der Vorplanung geschehen – dreigeschossig ausgeführt hätte? Man braucht Zuversicht, so der Oberbürgermeister, und aus seiner Sicht muss ein respektabler Anbau auch kommen, mit dem der Unterricht für die jetzt vorhandene Schülerzahl angemessen abgesichert werden kann. Gleiches gilt für die Drei-Feld-Halle, die ja nicht nur für das Gymnasium notwendig ist, sondern vor allem für die 1. Oberschule am Schulplatz gebraucht wird. Die Stadt steht bereit für Aufgaben und Ziele, die gemeinsamen Potentiale von Stadt und Landkreis zu nutzen. Beide, sowohl der Landkreis als auch die Stadt, sind verantwortlich für gute Bildungschance im ländlichen Gebiet.

Architekturbüro und bauausführende Firma freuen sich über das Vorhaben

Im Anschluss daran richtete der Geschäftsführer der pdw. Architekten Ingenieure GmbH, Rainer Dittmer, das Wort an die Anwesenden. Er hat sich damals sehr gefreut, dass ein ortsansässiges Architekturbüro den Auftrag für diesen Schulbau erhielt. Es sei auch eine Erinnerung an seine Kindheit bzw. Schulzeit, wo eben neben den Lehrern und Mitschülern, auch und gerade der Ort der Schule, das Schulgebäude in Erinnerung geblieben ist. Und so oft bekommt man als Architekt auch nicht die Chance einen Schulort zu gestalten. Aber gerade die zukünftig vorhandene Kombination aus der feierlichen Stimmung des Altgebäudes mit der Aula, des Modernität ausstrahlenden Erweiterungsneubaus sowie des dazwischen entstehenden Innenhofes machen den besonderen Charme dieses Schulcampus aus. Kurz gesagt, die Schülerinnen und Schüler sollen sich gern an ihre Schulzeit erinnern.

Als letzter in der Runde ergriff Christoph Winkler, Geschäftsführer der DIW Bau GmbH, das Wort. Auch er bedankte sich dafür, dass der Landkreis Bautzen seiner Firma – gerade auch am Stammsitz – das Vertrauen zur Bauausführung ausgesprochen hat. Dies hatte den positiven Nebeneffekt, dass die Mitarbeiter der DIW, die in der Regel Bauprojekte bundesweit realisieren, vergleichsweise kurze Anfahrtswege hatten und mehr bei ihren Familien bleiben konnten. Christoph Winkler verwies auch auf das gute Auskommen mit den Anwohner der Baustelle und bedankte sich abschließend bei allen Bauausführenden, die bei Hitze oder Kälte engagiert das Bauvorhaben vorangetrieben haben. Dafür zollte er ihnen Respekt.

Richtspruch wünscht dem Bau und dessen Nutzern ein gutes Gelingen

Danach verlas der Polier der Baustelle, Herr Schiemann, in traditioneller Bekleidung den Richtspruch in Form einer Ansprache:

"Zur Rüstung bin ich hochgestiegen, um hier zu reden mit Vergnügen.

Den Bauherren und die lieben Seinen/Und all die sich hier vereinen,

die Baugenossen und die Gäste begrüße ich zu diesem Feste.

Dem Architekten, der zum Bau/Den Grundriss hat erdacht genau,

dem Maurermeister, der sodann/das Werk mit sichrer Hand begann

sei heut ein volles Glas geweiht/mit Glück und heil zu aller Zeit.

Nicht minder sollen die Gesellen, die mit den Äxten und den Kellen

gezimmert und gemauert hier/ein Segenswort erlauben mir. PROST!!!

Gott schütze diese neue Hau/Und alle, die da gehen ein und aus.

Wenn nun das Glas in Scherben springt, noch einmal unser Gruß erklingt

hinaus mit Freude und Gebraus: Glück und Segen diesem neuen Haus."

Im Anschluss an diese gehaltvollen Zeilen prostete er mit einem Glas Wein den Anwesenden zu und warf dann nach altem Brauch das leere Glas vom Gerüst auf den Boden. Wenn es dort zerspringt – was es tat –, wird alles gut, bleibt das Glas heil, gilt das als ein schlechtes Omen und ist eine Schmach für den Werfer. Nun hieß es nur noch den letzten Nagel einschlagen. Diese Zeremonie nahm der Vertreter des Bauherren – Landrat Michael Harig – gemeinsam dem Oberbürgermeister der Stadt Kamenz, dem Geschäftsführer der der pdw. Architekten Ingenieure GmbH und des Geschäftsführers der DIW Bau GmbH vor.

Die Schläge haben gesessen (4. Foto in der oberen Bildreihe - v.l.n.r.): GF Christoph Winkler, LR Michael Harig, OB Roland Dantz und GF Rainer Dittmer. Rechts im Hintergrund der zuständige Amtsleiter beim LRA Bautzen – Valentin Opitz.

Kosten und ein ehemaliger, jetzt 100-jähriger Lehrer

Geplant sind Gesamtkosten in Höhe von ca. 28,5 Mio €, davon 20,3 Mio € Fördermittel (EFRE und Stadtumbau – im Übrigen Fördermittel, die nur über die Stadt Kamenz akquiriert werden konnten) und 2,8 Mio € als Eigenanteil der Stadt Kamenz sowie 5,4 Mio. €  Eigenanteil des Landkreises Bautzen. Geplant ist Einzug in das neue Schulareal für Ende April 2022.

Letzte, aber nicht unwesentliche Anmerkung: Werner Geißler, inzwischen 101 Jahre alt, weilte wieder unter den Gästen. Lange Zeit war er als Lehrer an der Kamenzer Lessingschule tätig. Sicher war es für ihn auch ein freudiger Tag. Und selbstverständlich wurde er schon am Tag des Richtfestes zur feierlichen Übergabe der Schulkomplexes eingeladen.

Zurück