Ausstellung des Kamenzer Stadtarchivs eröffnet

700 Jahre Schriftlichkeit (und mehr) im Stadtarchiv Kamenz

Bild 1 - Die Leiterin der Städtischen Sammlung, Dr. Sylke Kaufmann, spricht die Geleitworte zur Eröffnung.

Bild 2 - Stadtarchivar Thomas Binder brilliert fachkundig und unterhaltsam in seinem Metier.

Bild 3 - Große Resonanz der Besucher bei den anschließenden Gesprächen.

Bild 4 - Hauch der Geschichte - Stadtbuch für den 1483 bis 1512

Am Dienstag, dem 10. Oktober 2023, wurde in der Galerie im Sakralmuseum (Eingang über die Stadt-Info) eine kleine, aber feine Ausstellung zur Überlieferung und Geschichte des Kamenzer Stadtarchivs anhand von Beispielen aus sieben Jahrhunderten eröffnet. Vermittels ausgewählter Originalexponate des Stadtarchivs und erläuternden Informationstafeln wird in kompakter Form deutlich, welche Aufgaben ein Archiv hat und auch welche Voraussetzungen organisatorischer, räumlicher und personeller Art vorhanden sein müssen, damit ein Archiv als rechtliches und kulturelles Gedächtnis einer Stadt fungieren kann. Kleine Frage am Rande: Wie heißt der Singular von Archivalien? Lösung am Ende des Beitrages.

Dies machte auch die Leiterin der Städtischen Sammlungen, Dr. Sylke Kaufmann, deutlich; verwies sie doch auf die Kompetenzen, die vorhanden sein müssen, um Akten/Schriftgut (und vieles mehr) ordnungsgemäß zu „verwalten“, besser zu bewahren. Da spielen u.a. Datierungs- und Einordnungsfragen eine Rolle, geht es um den konkreten Kontext, aus dem Akten hervorgegangen sind. Was bedeutet die Besiegelung von Schriftstücken, insbesondere von Urkunden, und was sagt das aus? Banal, aber unabdingbar ist die Fähigkeit eines Archivars, alte Schriften, ob nun in Deutsch oder Latein überhaupt lesen können. Sie dankte dem Stadtarchivar Thomas Binder, der die Ausstellung konzipierte, und mit Hilfe von Tobias Geweniger, ebenfalls im Stadtarchiv tätig, und anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hinsichtlich der Präsentation umsetzte.

Natürlich ergriff auch der Stadtarchivar selbst das Wort, und in einem kurzen, aber intensiven Exkurs führte er in die Welt des Archivs und in die Geschichte des Kamenzer Stadtarchivs ein und stellte gleich anfangs klar: „Archive sammeln nicht schöne, alte Sachen. Sie übernehmen vielmehr rechtsrelevante Unterlagen, die durch die dauernde Verwahrung zukünftig Recht an Eigentum beweisen sollen und gleichzeitig Entscheidungen nachvollziehbar machen.“ Dazu gehören dann eben Urkunden, aber auch Pläne und Akten. Mit dem 19. Jahrhundert, so Binder, setzt ein Bedeutungswandel ein. Das Kamenzer Ratsarchiv wird zum Stadtarchiv, womit neue Sammlungsbereiche verbunden sind: Zeitungen, Fotos, Postkarten u.v.m. In der Jetztzeit erlangt dann die Aufbewahrung von audiovisuellen und digitalen Medien eine zunehmende Bedeutung. Dies stellt neue Anforderungen an die Systematik und die Räumlichkeiten zur Unterbringung des Archivgutes. Die Frage der richtigen und sicheren Unterbringung begleitet dabei das Archivwesen seit seinen Anfängen. Am Rande, auch das verriet Thomas Binder, hat die Stadt Kamenz mit ihrem Archiv beim letzten großen Stadtbrand 1842 Glück gehabt. Da es schon vorher den Plan gab, ein neues Rathaus zu bauen, war das Archivgut schon ausgelagert und anderweitig verwahrt worden, so dass es am 4./5. August 1842 nicht ein Raub der Flammen wurde.

Wer schon immer einmal wissen wollte, was Archivarbeit bedeutet, erhält mit dieser Ausstellung einen guten Einblick. Sie hilft dabei, sich bewusst zu machen, welchen unabdingbaren Wert ein Archiv darstellt, welche Fähigkeiten und Mühen die Aufbewahrung, Erschließung und Nutzbarmachung erfordern. Gerade durch ein funktionierendes Archiv ist die Frage „Woher wir wissen können, was wir heute geworden sind?“ sachbezogen beantwortbar. Dies ist auch in Hinsicht auf das 800-jährige Jubiläum der Stadt Kamenz im Jahr 2025 wichtiger denn je.

Die Ausstellung selbst ist bis zum 28. Januar 2024 zu den Öffnungszeiten der Stadt-Info zu besichtigen: Montag bis Freitag von 10 bis 18 Uhr sowie Sonnabend, Sonntag und feiertags von 11 bis 16 Uhr (24. Dezember bis 1. Januar geschlossen). Also einfach mal bei einem Spaziergang durch die Altstadt reinschauen. Es lohnt sich! Man wird klüger herauskommen und etwas mehr Sinn für die Geschichte der Stadt haben. Versprochen!

Die Lösung der anfangs gestellten Frage lautet: Das Archivale (Ich hätte es auch nicht gewusst!- d.V.).

Zurück