Ort: Klosterkirche St. Annen

9. Kamenzer Rede in St. Annen - Irina Liebmann - "Du gehörst mir!"

Am Donnerstag, dem 15. September 2022, um 19 Uhr, findet die 9. Kamenzer Rede in der Kamenzer Klosterkirche St. Annen statt. Zu Gast bei der Arbeitsstelle für Lessing-Rezeption ist die Berliner Schriftstellerin Irina Liebmann. Sie wird 1943 als Tochter des Politologen und Journalisten Rudolf Herrnstadt und der Germanistin Valentina Herrnstadt in Moskau geboren. 1945 übersiedelt die Familie zunächst nach Berlin. Ihre Kindheit und Jugend verbringt Irina Liebmann in Halle an der Saale. Nach dem Studium der Sinologie und Kulturwissenschaft ist sie zunächst als Redakteurin der Zeitschrift Deutsche Außenpolitik im Ressort Entwicklungsländer tätig. Seit 1975 arbeitet sie als freie Autorin, u. a. für die Wochenpost, für die sie zahlreiche Alltagsreportagen über das Leben in der DDR schreibt. Aber auch verschiedene Hörspiele und Theaterstücke entstehen und weisen sie als kritische Beobachterin ihrer Zeit aus.

Ihr Prosadebüt legt Irina Liebmann 1982 mit »Berliner Mietshaus« vor, der Band enthält detaillierte, literarisch verdichtete Stimmungsbilder aus dem Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg. 1994 erscheint der erste Roman In Berlin, ein Stimmungsbericht einer Grenzgängerin im Umbruch. Erzählt wird von innerlich zerrissenen Menschen, die den Osten verlassen möchten, dann aber im Westen vergeblich auf ein Gefühl der Befreiung warten. Irina Liebmann versteht sich als Spurensuchende und Spurensichernde. »Ich schreibe nur, wenn ich etwas rauskriegen will, wenn mir etwas rätselhaft ist, und das will ich vermitteln, also das Geheimnis, dem ich nachgehe, herstellen und nicht zerstören, und zwar andauernd.« – so heißt es in dem 1989 erschienenen Erzählungsband Mitten im Krieg.

Die Schriftstellerin wurde vielfach ausgezeichnet. Für ihr Vater-Buch Wäre es schön? Es wäre schön! über Rudolf Herrnstadt erhält sie 2008 den Sachbuchpreis der Leipziger Buchmesse. Mit ihrem jüngsten Roman Die Große Hamburger Straße wird sie 2020 mit dem Uwe-Johnson-Preis ausgezeichnet.

Irina Liebmann hat ihre Kamenzer Rede wie folgt angekündigt: Es geht – wie sollte es anders sein? – um die Aufklärung. Auf welchem Wege kommt der Mensch zu einer Erkenntnis? Führt dieser Weg über das sinnliche Erlebnis? Oder ist es ein Weg des Verstandes?  

Zu Lessings Zeit gab es Verfechter beider Ansichten. Auf beiden Wegen der Aufklärung vollzog sich eine langsame Trennung von den Religionen und ihren Lebensregeln. Dort hatten Gott und der Mensch im Mittelpunkt gestanden.

In der neuen Zeit, die nun entstand, wurde schließlich der Vernunft der Vorzug gegeben – die Einsichten, die sich aus dem sinnlichen Erleben des Menschen hätten ergeben können, rückten in den Hintergrund.

Und das bedeutete dann für die Zukunft – auch für unsere Welt heute! – dass das sinnliche Erleben der Welt zweitrangig wurde gegen die Schlussfolgerungen einer rationalen Betrachtung. Also: Was macht es schon, wenn der Herstellungsprozess eines Kunststoffes z. B. von giftigen Dämpfen begleitet ist! Der Kunststoff selber ist doch so wunderbar billig und bunt. Was auf einen Holzweg geführt haben könnte.

Die Veranstaltung wird von Michael Hametner aus Leipzig moderiert, die musikalische Umrahmung übernimmt der aus Armenien stammende Dresdner Musiker Grigor Shagoyan.

Karten zum Preis von 7 Euro/Ermäßigt 5 Euro erhalten Sie in folgenden Einrichtungen:

Kamenz-Information: Tel.: 03578/379–205| kamenzinformation@kamenz.de

Lessing-Museum: Tel.: 03578/379–111| kontakt@lessingmuseum.de

Aufgrund der begrenzten Platzkapazitäten wird der Erwerb der Karten im Vorverkauf empfohlen.

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