Ort: Malzhaus, Sonderausstellungsbereich

Ausstellungseröffnung

Lessings „Minna von Barnhelm“ gehörte zwischen 1933 und 1945 zu den meistgespielten Theaterstücken in Deutschland. „Nathan der Weise“ war ab Dezember 1933 auf keiner deutschen Bühne mehr zu sehen. Wie war solch eine selektive Wahrnehmung möglich? Welchen Platz hatte Lessing als wichtigster Vertreter der deutschen Aufklärung, der sich für Humanität und Toleranz eingesetzt hatte in einem Regime, das den industriellen Massenmord „einführte“, welchen Platz als Fürsprecher der Vernunft in einem geistigen Umfeld, das die Irrationalität  „kultivierte“? Diesen Fragen geht die Sonderausstellung des Lessing-Museums nach. Im Überblick werden dabei alle Bereiche betrachtet, in denen Lessing und sein Werk Wirkung entfaltet haben, das Theater natürlich, die Schule, der Film, die Kritik, die bildende Kunst, die Germanistik und die Publizistik. Gefragt wird nach Formen der persönlichen Rezeption. Schlaglichtartig werden dabei einzelne Aufführungen, Personen und Kunstwerke genauer betrachtet und Kontexte skizziert. Dabei wird auch immer wieder auf Kamenz Bezug genommen. Die Kulturpolitik des „Dritten Reiches“ versuchte, Lessing zu vereinnahmen, man konnte auf ihn nicht verzichten, auch er sollte der Legitimation des Regimes dienen. Dennoch war er nicht so passfähig wie bspw. ein verfälschter Herder oder ein patriotischer Kleist. Bemerkenswert, dass Lessing zugleich aber auch der Kronzeuge des Widerstandes war, der Repräsentant eines „anderen Deutschlands“ im Exil. Doch auch im „Dritten Reich“ bot sein Denken Ansätze für subtilen Widerspruch zum NS-Zeitgeist, oft verwirklicht in schwer zu ertragender Gleichzeitigkeit von Systemstabilisierung und der geschickten Nutzung von Freiräumen. So ist die  Rezeption Lessings im „Dritten Reich“ vielschichtig, facettenreich und in sich widersprüchlich.

Zu sehen vom 31. März bis zum 18. September 2022, dienstags bis sonntags 10 bis 18 Uhr (Eintritt/Einlass über das Museum der Westlausitz)

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